Die Fuchsjagd auf Silvios Ranch

Es war wieder, wie immer, ein wunderschöner Herbsttag auf der Ranch. Silvio muss da mit den zuständigen Leuten einen Vertrag haben.

Und alle, alle kamen zum jährlichen Highlight auf Silvios Ranch - der Fuchsjagd.

Nun gut, die meisten waren auch superpünktlich da, nur mancher Vereinzelte glaubte, einfach mal 3 Minuten zu spät kommen zu dürfen. Und wunderte sich, dass Silvio immer mit einem zerknautschten Gesi Zettel herum lief und Notizen machte.

Na, auf geht´s, die Pferde von der Koppel holen. Die bekamen aber auch erst einmal einen mittleren Schock, als die geballte Armada Reitersleut ins Gelände einfiel. Das war schon eine lange Schlange heute, die endlos den Verkehr blockierte. Aber Silvios Ranch ist ja "jwd" und der Verkehrsstau hielt sich dann doch in Grenzen.

Pferde putzen, die Pflichtaufgabe eines jeden Reiters, wurde heute zum Kult! Wussten doch alle schon ganz genau, dass Silvio nicht ohne Grund immer durch die Stallgasse lief. Mit seinem zerknautschten Zettel...

Irgend wann hatte auch der Letzte seinem Pferdchen auch das letzte Staubkörnchen vom Fell gepustet und es hieß heute extra laut:

Satteln!

Dann natürlich Trensen und immerhin 14 überwiegend aufgeregte Reiterinnen und auch Reiter gingen erst einmal zu Fuß zum Startplatz. Der war aber nur schräg über die Straße und als endlich alle ihr Pferd erklommen hatten - ging es los!

Vornweg der Fuchs, der Gewinner der Fuchsjagd vom letzten Jahr. Dann der Master - also Silvio und schließlich die Meute. Nur Bobby, der liebe Hund des Hauses, hatte heute Stubenarrest und durfte nicht mit. Die zweite Schicht nahm erst mal im Kremser Platz und fuhr immer hinterher. 

Zuerst im gemütlichen Schritt über bekanntes Gelände. Doch gar nicht lange. Schon nach kurzer Zeit war das Gelände überhaupt nicht mehr bekannt. Schleichwege durchs Dorf und an Wäldchen entlang führte uns immer weiter weg und die sonst so fernen Windräder kurz vor Bad Lausick waren auf einmal doch recht nah. Wären Fuchs und Master im Galopp davon geprescht, hätte sich ein großer Teil der Reiterschar nun doch verlaufen...

Doch der Master verließ uns nicht und so 2 Stunden oder vielleicht auch mehr ging es in allen Gangarten aber doch eher gemütlich durch Wald und Flur und dieses Mal auch Ortschaften.

Sogar Indra musste mit dem Rancherbus anreisen, um die doch recht stark befahrene Kreisstraße in Elbisbach abzusichern, für unsere ungewöhnlich lange Schlange.

Weiter ging es an Teichen entlang die bisher keiner kannte, - Silvio vielleicht. An parkenden Autos vorbei, alles fordernd von Pferd und Reiter ja, ja nicht mit dem Steigbügel hängen zu bleiben. Und so dicht an Wellblechgaragen entlang, dass eigentlich nur die Schlanken eine Chance hatten. Es war aber nichts zu hören, von kratzenden Steigbügel an altem Wellblech. Nur scharrende und auf dem Asphalt klappernde Hufe...

Langsam wurde auch wieder für die Ortsunkundigen unter uns sichtbar, wo wir denn so ungefähr waren. Der Sportplatz an den Priesnitzer Teichen war unser Pausenziel und dorthin kommen wir ab und zu einmal.

 Pause!

Indra war voraus geeilt und hatte aufgetafelt, was Küche und Kammer so her gab. Kuchenberge ohne Ende. Kaffee, Glühwein, Alkoholfreie Getränke. Tja, die Reiter, die nun mit ihren Reitpartner die Pferde tauschten und auf dem Kremser Platz nehmen konnten, waren gut dran und konnten sich den Bauch voll schlagen. Die Reiter aber, die nun erst oder noch einmal gut 2 Stunden Weg vor sich hatten, mussten sich schon zurück halten, gab es doch nun für sie erst einmal keine Pinkelpause mehr...

Nun, der Kremser war recht gut besetzt. Lieder zur Laute gab es aber diesmal nicht. Der Musicus hatte sich verdrückt. Es war ihm wohl zu kalt an den Händen und zu wackelig noch dazu.

Da hatte er aber nicht mit dem Kutscher gerechnet. Der fuhr heute die Straße lang, - sprich, er hatte sich verfahren... Ein wildromantisches Pärchen mitten im Wald hatte ihm eine falsche Auskunft gegeben.

Aber irgendwann und doch noch pünktlich kamen auch wir auf dem Felde der Gladiatoren an.

Irgendwo am Horizont waren die Fuchsjäger als kleine Pünktchen gerade noch zu erkennen und operativ und kurz entschlossen wurde die Ziellinie doch noch ein Stückchen nach unten verlegt. Den Reitern entgegen.

Ich glaube wir alle, am Ziel genau so wie die Reiter unten am Start, waren wohl sehr aufgeregt auf das, was nun kommt.

Und es kam! Das heißt, sie kamen. Lützows wilde verwegene Jagd im Kampf gegen Napoleons Truppen. Zumindest können wir uns nun ein wenig vorstellen, was damals wirklich so los ging, auf den Schlachtfeldern dieser Erde.

Denn die Erde bebte buchstäblich als nun so eine gewaltige Heerschar an immer noch nicht erschöpften Pferden und Reitern durch die Pampa preschte.

Und die Zuschauer bebten mit, - wer denn der diesjährige Fuchs wird.

Na klar war wieder jemand der Erste. Der Master natürlich aber der zählte ja nicht... Ein vielleicht 14 jähriges Mädchen war es und ein gleichaltriges wurde Zweiter und ein auch nicht älteres wurde dritter und - die "Alten" kamen auch alle ins Ziel. Keiner fiel vom Pferd. Kein Pferd fiel um.

Den Zuschauern fiel dafür ein Stein vom Herzen. Und was für einer. Solch ein Erlebnis gibt´s nur ganz selten. Eben nur einmal im Jahr -

zur Fuchsjagd auf Silvios Ranch.  

Nun, Abmarsch die wenigen Meter zurück zum Hof. Große Erleichterung, wie gut wieder alles abgelaufen war. Und ein gewisses Glück, so etwas erlebt zu haben.

 

Aber das eigentliche Schwert des Damokles kam ja erst noch. Immerhin durfte Herr Damokles sein letztes Abendmahl unter einem an einem Pferdehaar aufgehangenem Schwert verspeisen.

Nun, so schlimm war es dann doch nicht. Wir bekamen unsere eigenhändig von Indra gedreht und gewendeten Bratwürstchen auf dem Teller. Mit Salaten aller Art. Oder Gulaschsuppe. Oder, ach auch die mit der Babyblase konnten endlich trinken ohne Angst zu haben und essen was das Herz begehrt. Die Toilette war ja jetzt gleich um die Ecke.

Aber das hohe Jagdgericht... Das tagte ja nun samt Beisitzern und Schriftführern.

Silvio holte seinen zerknautschten Zettel raus, glättete sein Gesicht und verurteilte wirklich jeden. Zu irgendwas für Irgendwas. Zum Beispiel wegen Sachbeschädigung. Hatte doch tatsächlich ein Reiter fremdes Eigentum beschädigt! Indem er einfach eine Ecke um ein abgeerntetes Feld nicht ausgeritten ist sondern diese eine Ecke wahrhaftig um ca. einen halben Meter abgekürzt hat. Das geht natürlich so nicht! Das kann es gar nicht geben!!! Also wird der Delinquent verurteilt.

Im Namen des Reitervolkes.

Und bekommt solche schönen Strafen die allen Reiterfreunden nützen wie Salat herstellen für die Weihnachtsfeier. Oder Plätzchen backen. Mit Pferdemotiven natürlich. Oder, einer bekam sogar die "Strafe" zum Reiten zu kommen, - auch wenn es kalt ist... Man oh man, welche gnadenlose Härte! Tja, das hohe Jagdgericht hat entschieden! Na gut, fällt der Winterschlaf in diesem Jahr eben aus.

Schließlich wurde, dank schönem warmen knisternden Lagerfeuer, doch noch die Gitarre ausgepackt und - nicht nur die Kinder wurden langsam müde...

Ein wirklich schöner Tag ging zu Ende. Ereignisreich wie selten so erlebt. Alles klappte wieder hervorragend und es bleibt uns eigentlich nur noch ein Danke.

 

Danke Indra und Silvio für diesen schönen Tag!

 

Aber von diesen Dankes habt ihr ja schon den ganzen Schrank voll und wenn ihr die Tür aufmacht, purzeln alle raus... Und wer soll dann alles wieder aufräumen?